Es gibt Krisen in allen Bereichen: Finanzkrise, Eurokrise, Syrienkrise, Flüchtlingskrise. Es gibt heute weltweit so viele Flüchtlinge wie zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Wir haben zwar nur selten Kriege in Europa, aber dafür ein CO2-Problem. Die Erderwärmung wird immer öfter in Form von Wetterextremen spürbar. In den Industrieländern haben wir zwar Wohlstand und Besitz gemehrt, aber unser ausufernder Konsum erzeugt Unmengen von Müll, und die Ressourcen der Welt nehmen stetig ab. Viele Deutsche haben weniger Geld in der Tasche als noch vor Jahren. Die Löhne scheinen in vielen Branchen zu stagnieren, während viele Firmen immer höhere Gewinne einfahren und Reiche reicher werden. Weder Hunger noch Armut auf der Welt haben wir bisher beseitigen können. Es gibt immer noch zu wenige Arbeitsplätze, die Bürokratie in den Unternehmen ufert aus, das Gesundheitssystem bleibt reformbedürftig, das Steuersystem wird immer komplexer, es gibt zu viele Steuerflüchtlinge, das Volk ist wahlfaul und rechte Parteien gewinnen Zulauf. Wir riskieren durch die hemmungslose Entwicklung neuer Technologien unsere Existenz und die des gesamten Planeten: Wir funken ins All, um Außerirdische zu kontaktieren, ohne zu wissen, ob diese nicht ähnlich gierig und rücksichtslos sind wie wir. Wir entwickeln künstliche Intelligenz, die in eine neue Art von Diktatur durch die Maschinen münden könnte, und wir entwickeln die Gentechnik weiter, ohne vorher zu klären, wie Unfälle, Missbrauch und eine Gefährdung des ökologischen Gleichgewichts verhindert werden können.
Seit Beginn des neuen Jahrtausends hat sich das Lebensgefühl vieler Menschen verändert: Viele spüren, dass einiges nicht so weitergehen kann – auch wenn ein Teil derer noch darauf hofft, dass wir glimpflich davonkommen. Bisher haben wir jedoch kein Wirtschaftssystem, das die bestehenden Probleme zur Zufriedenheit aller löst. Ebenso gibt es keine Partei, deren Wahlprogramm eine offensichtliche Lösung versprechen würde. Was können wir tun, wenn die eigene Sparsamkeit nur zu immer mehr Konsum der anderen führt? Was können wir tun, wenn Appelle immer nur von Umsichtigen gehört und umgesetzt werden, während die Übrigen ihr Fehlverhalten unbeirrt beibehalten? Wie können wir hoffen, dass eine Umkehr der Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft zu einer Veränderung führen könnte, wenn dies in den letzten vierzig Jahren nicht von selbst geschehen ist?
Der Wettbewerb wird es nicht richten, denn das hätte er auch – beispielsweise beim Ressourcenverbrauch – schon vor mehr als vierzig Jahren tun können: Der Bericht an den Club of Rome, der die Ressourcenverschwendung anprangert, stammt von 1972! In der Zeit seit der Gründung der Bundesrepublik haben zahllose Politiker aller Fraktionen ihre Wahlversprechen nicht gehalten oder sich durch Lobbyisten beeinflussen lassen. Viele haben uns Dinge verkauft, an die sie selbst nicht glaubten. Wir Wähler und die Medien strafen Politiker für kleinste Verfehlungen ab, sodass Politiker genötigt sind, unter allen Umständen den Schein zu wahren, aber keine offene Fehlerkultur wagen können. Daher erwarte ich auch nicht, dass uns ein anderes Wählerverhalten einen Kanzler bescheren könnte, der konsequent die notwendigen, aber ungeliebten Entscheidungen trifft.
Wenn man die Welt verändern kann, dann am ehesten mit einem Buch: